Hallo zusammen!
Ich fahre seit Jahren und mehreren 10.000km pflanzliche Öle und Fette in verschiedenen Fahrzeugen, habe also etwas Erfahrung und bin auch in der "Pöler"szene aktiv. Ich besitze noch keinen Peugeot, bin aber gerade auf der Suche nach einem 206SW.
Da hier anscheinend vieles durcheinander gebracht wird, zunächst einige Grundlagen.
Pöl/Biodiesel: Pflanzenöl ("Pöl") ist ganz normales Speiseöl, Salatöl z.B. aus Raps, Sonnenblumen, Soja etc., das man im Supermarkt kaufen kann; es gibt auch einige Tankstellen, leider nur noch sehr wenige. Verwechselt wird es oft mit Biodiesel (RME), welcher ebenfalls an Tankstellen verkauft wird, aus Pflanzenöl/-fett hergestellt wird, aber giftig ist und eine andere Gefahrstoffklasse hat.
Biodiesel kann je nach Freigabe des Herstellers ohne Umbau getankt werden; besteht keine Freigabe, läuft man Gefahr, dass durch Biodiesel die Dichtungen der Kraftstoffanlage angegriffen werden.
Steuer: Was an Tankstellen verkauft wird, ist bereits versteuert und darf direkt getankt und verfahren werden. Pöl aus dem Supermarkt oder gar "Altpöl" (von Restaurants oder Pommesbuden) unterliegt der Energiesteuer und muss mit ca. 0,47€/l versteuert werden. Andernfalls ist dies Steuerhinterziehung wie z.B. beim Tanken von Heizöl!!! Die Versteuerung ist recht kompliziert und aufgrund des hohen Steuersatzes kaum noch attraktiv. Preise an Tankstellen liegen momentan etwa bei 1,30€/l. Fazit: Pöl tanken um Geld zu sparen, diese Zeiten sind leider vorbei! "Bei Aldi tanken" verbietet sich ja eigentlich auch wegen der unnötigen Müllproduktion (einmal volltanken=60 leere Plastikflaschen..).
Umbau: aufgrund seiner Viskosität und schlechteren Zündfähigkeit als Diesel sollte der Motor auf den Kraftstoff angepasst werden.
Abgesehen vom Mischen mit Diesel, bei dem man sich je nach Motorzustand, Außentemperatur und Ölsorte an ein Mischungsverhältnis herantasten sollte, bei dem der Motor noch gut anspringt, gibt es zwei Prinzipien, den sog. Eintank- oder Zweitankumbau.
Eintank: Bei den älteren Kammermotoren (z.B. 1,9d) ist der Eintankumbau die einfachste Möglichkeit. Hier werden z.B. längere Glühkerzen eingebaut und der Düsenöffnungsdruck erhöht, um den Kaltstart zu erleichtern. Ferner sollte man eine Kraftstoffvorwärmung vorsehen, um die Filtergängigkeit des Pöls zu gewährleisten. Bei dieser Variante ist der Motor zudem schonend warmzufahren, da das kalte Pöl den Verteilerkolben in der Einspritzpumpe nicht optimal schmiert (hohe Drehzahlen vermeiden).
Zweitank: hier wird ein zweiter Kraftstofftank mit eigenen Leitungen eingebaut, in den das Pöl eingefüllt wird. Der Motor wird mit Diesel gestartet und auf Pöl umgeschaltet, wenn er warm ist. Das kann z.B. mit Kugelhähnen manuell oder auch über Magnetventile und Temperaturschalter automatisch erfolgen. Vor dem Abstellen wird dann wieder auf Diesel umgestellt und das System "gespült".
Diese Variante empfiehlt sich vor allem für Direkteinspritzer (TDI, CDI, HDI usw.), da beim Startvorgang mit Pöl dieses ins Motoröl geraten kann. Da sich Pöl und Motoröl nicht vertragen ("Polimerisation"), kann es hierbei zu kapitalen Motorschäden durch verstopfte Ölkanäle kommen.
Grundsätzlich gilt: wer mit Pöl fahren möchte, sollte ein bisschen was von Motoren verstehen und nicht ganz "schmerzfrei" sein. Reinschütten und fahren wie beim seligen Mercedes 200D ist bei modernen Fahrzeugen keine gute Idee
Reichlich Lesestoff gibt es unter
http://www.fmso.de und
http://www.fmpo.de
Gruß Andi