obelix hat geschrieben:
genausogut könnte man nun über die manager (ja-schon wieder) herzuiehen, wieso stellen die ihre fabriken, einkaufszentren usw. auf die grüne wiese und ned in ballungszentren?
Kris hat geschrieben:
ganz einfach: weil die erfahrung zeigt, dass die leute z.b. zum einkaufen lieber - und perverser weise - zu nem riesen einkaufszentrum fahren um im höchstfall 1,50 parkgebühr zu sparen statt sich die sachen vor ort an 4 oder 5 kleinen läden zusammenzusuchen. die befriedigung derselben bedürfnisse - nur weiterer weg ...
ist ja auch klar, grosse zentren bieten grundsätzlich die gleiche ware für weniger geld. also sparst du nicht nur die 150ct fürs parkticket. da sammelt sich ordentlich was an. wenn du nur an nem paket kaffee gleich mal 50 cent sparst überlegst du dir eben, ob du bei tante emma oder im kaufland deinen dallmayer holst.
die diskussion über das sterben der einzelhandels-mittelständler ist ja geläufig. aber wem wilst du da nen vorwurf machen. jeder muss sehen, dass er für sein geld maximalen gegenwert bekommt. wäre mein gehlt so üppig, dass ich da ned drauf achten muss (siehe mein beispiel einige beiträge früher, meine bekannte mit nem wochenbudget von 40 euro) würde ich vielleicht auch beim laden umme ecke kaufen.
obelix hat geschrieben:
wieso werden arbeitsplätze abgebaut, obwohl die konzerne rekordgewinne machen und zwingt so die leute zum arbeitsstellensuchen, auch wenn es 2 stunden weit weg ist?
kris hat geschrieben:
dito: produktionen werden nur verlagert, weil die mobilität und der transport es überhaupt erst möglich machen. wäre der transport teurer, würden viele firmen sowas nicht ansatzweise in erwägung ziehen. aber hier funktionieren die "manager" genau wie der einkaufende im einkaufszentrum: weil mobilität zu billig ist, wird lieber entfernung bewältigt.
zum argument rekordgewinne: im moment geld zu haben, ist eine sache. ein unternehmen und auch ein unternehmer denkt aber im voraus - muss er auch. angenommen ich hab nen auftrag und weiss, dass ich guten gewinn machen werde - das heisst a) noch lange nicht dass ich in der folge auch immer dieselben gewinne machen werde. und b) muss man investieren und veränderungen durchziehen, gerade wenn es einem die wirtschaftliche lage auch erlaubt.
wenn ich erst anfange, mich zu bewegen, wenn das ende des tunnels schon sichtbar wird, dann ist es meist zu spät. und wo ein freiberufler noch mit einigen monaten oder nem halben jahr vorlauf arbeiten kann, da muss ein grosses unternehmen eben mit sehr viel mehr vorlauf rechnen.
da stellt sich nicht die frage: was haben wir grad verdient, sondern was verdienen wir voraussichtlich in 3 jahren? ein unternehmen, das anders denkt, geht unter.
DAS ist nu ein thema, das ein ganz eigenes forum wert wäre
leider isses ned ganz so, wie du es schreibst. da spielen viele faktoren eine rolle. ich hatte das "privileg", in mehreren konzernen solche entscheidungsprozese hautnah miterleben zu dürfen. du glaubst gar ned, mit welcher blauäugigkeit und ignoranz da weitreichende entscheidungen getroffen werden. und vor allem - welche beweggründe da manchmal dahinter stecken. das geht von reiner dummheit über das-eigene-täschlein-füllen bis hin zu "iss mr doch wurscht, in 2 jahren bin ich eh woanders!".
weitere faktoren sind dann z.b. lockende subventionen, steuerliche vorteile in dem betreffenden land, u.u. auch nur bessere bedingungen weil dort keine gewerkschaft vor ort existiert uswusw.
wie in diesen etagen mit den arbeitnehmern umgegangen wird verdeutliche ich mal an einem beispiel.
ein autobauer steckt in der krise, ehemals unternehmergeführt wird nach dem tod des cheffes ein verwaltungsrat eingesetzt. das unternehmen ist damit schon dem untergang geweiht, weil die konkurrenz schon schlange steht.
nun wird (wie beinahe zu 100% üblich) beschlossen,d ass kosten eingespart werden müssen. also verlagern wir die produktion zumindest in teilen ins angrenzende ausland (in diesem fall polen).
das spart natürlich kosten (arbeitsplätze). im rahmen eines sozialplanes werden dann erst ältere arbeitnehmer rausgekegelt, der staat wird sie schon auffangen... denn allen guten absichten der regierun und der gewerkschaften zum troz bedeutet sozialplan in diesem fall in erster linie: raus mit den altlasten, die jungen sind produktiver. dsa werden dann eben abteilungen geschlosen und man kann einem arbeitnehmer mit 50+ ja keine harte bandarbeit mehr zumuten...
andere werden zum personalchef gebeten und es wird eine weiterbeschäftigung in aussicht gestellt. kurz zur geografischen situation: das werk um das es ging ist in berlin. den leuten wird eine weiterbeschäftigung in pilsting angeboten. genau wissend, das ein grosstädter niemals nach niederbayern in so ein kaff gehen wird, zumal die die leute genau ausgesucht haben. es wurden in erster linie angebote an verheiratete gemacht. klarer fall, keiner will eine funktionierende familie aufgeben und eine wochenendehe draus machen, schon gar nicht wenn kinder da sind. aber die firma hat ihre schuldigkeit getan - bittesehr herr müller, wenn sie unser grosszügiges angebot nicht annehmen wollen bleibt uns leider nichts anderes übrig als ihnen die ordentliche kündigung auszusprechen...
anderen (wichtigeren) mitarbeitern wird eine stelle im stammwerk in baden-würtemberg angeboten. obwohl leute, die hellhörig und misstrauisch sind warnen: "das haus wird als nächstes gechlossen." keiner glaubte es, heute entsteht dort ein moderneer bürokomplex...
wieder anderen wird von der (übernehmenden) konkurrenz das angebot gemacht, in die entwicklung und produktion dort zu wechseln. klar, das wissen will man mitnehmen. 90% derer, die das angebot angenommen haben stehen nun dort beim arbeitsamt an, denn auch dort wurde kurz danach abgebaut. was sich nach einem derben übernmahmebetrug lauthals angekündigt hat. trotz legionen von prüfern wurde der grosse und mächtige konzern bei einer übernahme eines englischen autobauers glatt reingelegt ohne dass die "experten" das bemerkt haben. das war der brüller der branche:-)
man sieht, an allen ecken und enden regiert dei inkompetenz.
weitere beispiele gefällig?
mercedes-benz/chrysler
siemens
telekom
deutsche bahn
bombardier
uswuswusw.
die liste ist sicher so lang wie mein arm.
also bleib mir bloss weg mit vorausschauender planung:-)
dazu kommt noch das diktat der heuschrecken und anleger. viele firmenleitungen
agieren nur noch im interesse der aktionäre. kündige ich stellenabbeu an steigen meine aktienkurse...
noch ein nettes beispiel zur kostensenkung: ein geschäftsführer meiner letzten (grossen) firma hatte die vorgabe der konzernleitung (usa) kosten einzusparen. arbeitsplätze abbauen war nicht mehr drin, das hat sein vorgänger bereits zur zufriedenheit der chefs in überseee gelöst. also muss das am inventar reingespart werden.
folgendes passierte:
man nehme einen praktikanten, der grade ein paar tage da war, setze ihn an den rechner und beauftrage ihn, alle lagerteile (rohmaterial, halbzeuge, fertigteile) die sich länger als 3 monate nicht bewegt haben herauszufiltern.mit dieser liste und bewaffnet mit einer roten sprühdose und einem arbeitsmantel ging der dann höchstpersönlich durch die lager. alles was auf der liste war wurde rot übersprüht und anschliessend von einem regiment leiharbietern entsorgt.
danach konnte er vollzug melden: 15 millionen euro eingespart.
da bin ich schon ins grübeln gekommen - wie spare ich geld, indem ich bereits bezahlte ware rauswerfe??? das lager zahle ich doch sowieso, ich kann ja die regale nicht "nichtbezahlen", sprich von der miete kürzen:-) ein schönes beispiel für gelebten bwl-irrsinn.
aber der absolute brüller: 3 wochen später mussten 8% der teile neu bestellt werden, weil diese für abrufaufträge vorgehalten wurden. logischerweise waren die dann deutlich teurer, weil die menge kleiner war und zwischeneitlich einige preisrunden liefen *gg*
dumm, das er nicht leute gefragt hatte, die ahnung haben...
war aber nicht sooo schlimm, denn 6 monate später gab es einen neuen geschäftsführer...
so, nu hab ich ziemlich viel geschrieben.
ich sage einfach mal - erfahrung und betriebspraxis sind immer noch unbezahlbar, auch wenn studierte leute meinen das besser zu können:-)
vielleicht beurteilst du jetzt das eine oder andere von einer weniger von theorie beherrschten stellung aus. gelebte und gelernte erfahrungen halte ich für allemal gesünder und wertvoller als angelerntes theoretisches wissen, in jeder beziehung.
die kombination aus beidem dürfte wohl der idealfall sein, den ich leider noch nicht erlebt habe.
gruss
obelix